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Fuchs (D)

Frank Orthey 2022/01/08 16:24 Fuchs Zweivergaser

Basisbeitrag von Hans-Thies Schmidt

Heinz Fuchs war ein Rennwagenkonstrukteur, dem es gelang, der weltweit verbreiteten Formel Vau in Europa von Beginn an eine ganz besondere Würze zu verleihen. Der junge deutsche Karosseriebauer stellte 1965 die ersten käuflichen Rennwagen der zuvor aus den USA importierten Formel Vau in Deutschland her. Für den bis dahin als Mitarbeiter des Hauses Porsche tätigen Karosseriebauer war es kein Problem, einen solchen Rennwagen nach den neuen Regeln zu bauen. Der junge Porschemitarbeiter Heinz Fuchs war von der Technik sofort begeistert und begann im Kreise interessierter Freunde umgehend mit dem Bau eines eigenen Modells.

Dem ersten, relativ breiten Fuchs Formel Vau 1200 Monoposto verpasste er noch eine Karosserie aus Aluminiumblech. Die trieb Heinz Fuchs persönlich und äußerst gekonnt mit Dengelwerkzeugen per Hand aus dünnen Aluminiumblechen. So entstand ein bemerkenswerter Nachwuchsrennwagen, der erste Fuchs Formel Vau. Der Wagen erinnerte in seiner Form an den ersten Formel 2 Porsche Typ 718 der frühen Jahre. Dazu wurde ein VW-Motor frisiert und los ging‘s.

Kunden aus dem Raum Stuttgart, einer echten Automobil- und Motorsporthochburg, standen schnell viele vor der Tür. Mit viel Energie begann Heinz Fuchs in verschiedenen angemieteten Räumlichkeiten und mit beherzten Freunden zu arbeiten. Das führte im Handumdrehen zu einer eigenen Firma in Rutesheim, die schnell zum Mekka für die ständig steigende Zahl von Formel-Vau-Fahrern wurde. Und die kamen nicht nur aus Deutschland. Oben in der Halle wurden Fuchs-Rennwagen gebaut und in einem akustisch geschützten Kellerraum stand eine Motorenbremse. Das Licht ging oft lange nicht aus. Der Hubraum der Formel Vau wurde 1966 auf 1.300 ccm angehoben. Zu der Zeit entstand bereits der zweite schlankere Fuchs Formel Vau.

Fuchs-Werkstatt 1967

Prospekt 1967

Heinz Fuchs bot dazu eigene Motoren an, überholte Motoren anderer Tuner oder bremste regelmäßig auch Rennmotoren vieler Privatfahrer. Er liebte die Technik, er liebte seine Rennwagenprojekte und er liebte Rennräder. Auch auf diesem Gebiet setzte der Rutesheimer lange Zeit Maßstäbe. Nebenbei kamen aber auch immer wieder Aufträge aus der Automobilentwicklung. So wusste man auch in Weissach, wo komplizierte Leichtmetallteile hochwertig hergestellt oder bearbeitet werden konnten. Besonders gern kam man dann, wenn es schnell gehen musste. „Junge, lege die Teile mit der Zeichnung da hin“, hörte ich ihn mal zu einem Porschemann sagen. Fuchs selber verschwand noch kurz runter zur Motorbremse, um danach, wenn es sein musste, die ganze Nacht an eben diesem Kundenauftrag aus Weissach zu tüfteln.

Fuchs Formel-Vau-Rennwagen wurden derweil in Europa, Amerika und ab und an auch in Südafrika zu unzähligen Siegen gefahren. Männer wie Roland Müller, Helmut Bross, Werner Müller, Willi Braillard (B), Lothar Schörg (A), Marc Surer (CH) oder Otto Christmann, letzterer besonders am Berg, trieben die verschiedenen Fuchs Einvergasermodelle über Jahre von Sieg zu Sieg. 1973 entstand im Zuge der neuen VW-Zweivergasermotoren ein besonders flach gehaltener neuer Fuchs.

Heinz Fuchs ließ es aber nicht bei der Formel Vau 1300 bewenden. Auch die ab 1971 neu geschaffene Formel Super Vau wurde in Rutesheim vom Start weg zur Herausforderung. Ein sehr schmales Modell mit breiter, flacher „Haifisch-Schnautze“ und später ein neues, voll verkleidetes Modell mit einer breiten Karosse von Radmitte zu Radmitte entstanden in Rutesheim. Neben circa 160 Formel Vau 1200/1300-Modellen, baute Heinz Fuchs auch etwa 40 Super-Vau-Rennwagen. Viele Fahrzeuge wurden als Bausätze ausgeliefert. Einige Fahrer arbeiteten während ihrer aktiven Zeit sogar als Mitarbeiter bei Fa. Fuchs in der Produktion, so beispielsweise Dieter Frentzen. Der Sindelfinger baute sich für eigene Einsätze in seiner Zeit als Fuchs-Mitarbeiter selbst mehrere Formel Vau 1300-Modelle auf. Auch andere Rennwagenhersteller bewegten am Beginn ihrer Karriere Fuchs-Rennwagen. Darunter Karringer-Konstrukteur Horst Karr oder EUFRA-F3-Hersteller Eugen Pfisterer. Unvergessen sind auch die Einsätze des Herrenbergers Helmut Bross bei den legendären Rennschlachten in Daytona/USA.

Seltenes Dokument: Fuchs Super Vau mit heute verschollener Karrosserie (Foto: Jörg Seibold).

Fuchs Zweivergaser

Heinz Fuchs

Rutesheim

Thomas Keßler/Frank Michael Orthey/Lothar Panten: Formel Vau und Super Vau. Die Geschichte eines Rennsport-Welterfolgs. View-Verlag, 2. Auflage Bonn 2017

http://formel-vau.eu/2020/11/19/hfve-fv-1968-147-fuchs/

http://formel-vau.eu/2021/02/26/hfve-fv-1967-136-fuchs/

http://formel-vau.eu/2019/03/10/fuchs-6/

http://formel-vau.eu/2019/02/26/hfve-fv-1975-045-fuchs/

Martin Märklen

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  • Zuletzt geändert: 2022/03/05 19:44
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