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Chevron (UK)

  1. Frank Orthey 2024/04/08 19:18

Basisbeitrag von Tobias Aichele

Ex Dieter Engel-Chevron B 50, Foto: Archiv/Register Historische Formel Vau Europa e.V.

Chevron war ein britischer Hersteller von Sportwagen und Rennfahrzeugen. Wie die meisten damaligen Rennställe, war der Dreh- und Angelpunkt der kleinen Manufaktur sein Konstrukteur. Die berühmtesten Beispiele hierfür waren Eric Broadley als Gründer von Lola, und Colin Chapman, der seine Rennwagen unter dem Namen Lotus baute. Der Nordengländer Derek Bennett (1933–1978) optimierte bereits in den fünfziger Jahren Sportwagen in einer alten Mühle in Bolton bei Lancaster und gründete schließlich im Jahr 1965 Chevron, um unter diesem Label reinrassige Rennwagen zu bauen. Er entwickelte Fahrzeuge für die Formel Junior, zweisitzige Sportwagen und 1967 den ersten Formel-2-Wagen, den Chevron B7. Bis in die 1980er-Jahre waren die Chevron-Rennwagen ein fester Bestandteil der Formel-2-Europameisterschaft. Auch in der Formel 5000 war Chevron erfolgreich und 1978 bereitete der Rennstall den Einstieg in die Formel 1 vor. Dann die Katastrophe: Derek Bennett stürzte von einer Hängeleiter tödlich – und mit ihm ging die treibende Kraft verloren. Im Frühjahr 1980 musste Chevron Konkurs anmelden und die Firma wurde liquidiert. Der deutsche Formel-2-Rennstall Maurer Motorsport mit seinem Konstrukteur Gustav Brunner bezog Anfang 1980 Chevrons Produktionsstätte in Bolton, um dort in den kommenden zweieinhalb Jahren die eigenen Fahrzeuge zu produzieren und den Rennbetrieb des Werksteams vorzubereiten. Ein schottisches Konsortium übernahm das Restunternehmen und verlegte es nach Winchester. Dort wurden noch einige Formel Ford gebaut, bevor der Betrieb 1983 endgültig geschlossen werden musste. Chevron wurde in diesen 18 Jahren des Bestehens zum Inbegriff für außergewöhnlich schnelle und vor allem auch schöne Rennwagen. So zählt der Typ B16 sogar zu dem schönsten jemals gebauten Rennwagen. Stars wie Alain Prost, Niki Lauda, Brian Redman, James Hunt, Keke Rosberg, Nigel Mansell, Graham Hill, Peter Gethin und Jody Scheckter fuhren alle Chevrons.

Für die Formel Vau-Szene war es somit fast ein Ritterschlag, dass sich Derek Bennett noch vor seinem tragischen Unfall mit dem Formel Super Vau-Reglemet beschäftigte und ein paar wenige Fahrzeuge auf den Weg brachte. Letztendlich nahm er einen Formel 3, bestückte diesen mit den im Reglement vorgeschriebenen wassergekühlten 1600er VW-Triebwerken in Kombination mit den passenden Hewland-Getrieben und reduzierte die Felgengrößen auf das Formel Super-Vau-Maß, sechs Zoll vorne und acht Zoll hinten. Nach diesem Strickmuster entstand 1978 unter der Bezeichnung B46 ein Einzelstück, über dessen Verbleib nichts bekannt ist. Unter der Bezeichnung B50 baute Chevron 1979 schließlich vier Fahrzeuge. Die Nummer 4 ist in Dänemark bekannt, wohl jenen Wagen, den der spätere Tourenwagen-Spezialist Kurt Thiim im Formel Super VW Europa-Pokal fuhr. Einen weiteren Wagen fuhr der Wolfsburger Routinier Dieter Engel.

Ex Dieter Engel-Chevron B 50, Foto: Archiv/Register Historische Formel Vau Europa e.V.

Komplett dokumentiert ist Nummer 2. Diesen Wagen kaufte der Herrenberger Formel Vau-Meister Helmut Bross, ebenfalls für die Teilnahme an der Europäischen Meisterschaft, welchen von Castrol und vom Volkswagenwerk gefördert wurden. Es war der einzige Wagen, der mit einem von Brabham getunten VW-Triebwerk ausgestattet war. Normalerweise kamen die Motoren von Schrick oder Spiess. Bross verkaufte den B50 nach einer Saison an den schnellen Formel-Treiber Klaus Trella. Die wenigen Chevron B50 waren Ende der siebziger Jahre stets die Exoten in den von Ralt und March dominierten Starterfeldern. 1983 schließlich kaufte der Schweizer-Rennfahrer René Stieger Nummer 2 und 1999 der aktuelle Besitzer Tobias Aichele.

Ex Helmut Bross Chevron B 50, Foto: Tobias Aichele

1978/1979

B 46 und B 50 B 50:

Motor VW 4-Zylinder in Reihen-Anordnung, 1588 ccm, 181 PS bei 8.200/min, Kugelfischer-Einspritzung, Trockensumpf-Schmierung Kraftübertragung Hewland MK 8 Viergang-Getriebe, Differential ohne Sperrwirkung

Fahrwerk Zwei übereinander liegende Dreieckslenker vorne und hinten, vorne 6 Zoll mit 180/500 x 13; hinten 8 Zoll mit 205/540 x 13

Gewicht und Maße Leergewicht 421 kg, Radstand 2.300 mm, Länge 4.150mm, Breite 1.640 mm, Höhe 890 mm

Höchstgeschwindigkeit Bei längster Übersetzung 242 km/h

Preis 52.500.- Mark (1979)

Derek Bennett

1978: 1 B 46

1979: 4 B 50

Tobias Aichele

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  • Zuletzt geändert: 2024/04/08 19:39
  • von frankorthey