LCR (CH)
— Frank Orthey 2022/01/07 17:16
Basisbeitrag, zusammengestellt von Frank Orthey.
Geschichte
Louis Christen selbst hat die LCR-Geschichte wie folgt aufgeschrieben:
„1967 macht Louis Christen die ersten Skizzen eines Formel Vau Rennwagens, der dann in den folgenden 3 Jahren mit einfachsten Mitteln und kleinstem Budget realisiert wurde. Als gelernter Lastwagen-Konstrukteur, aber ohne handwerkliche Ausbildung und Werkstatt, wird zuerst aus Alteisenrohren, im Alleingang, ein komplettes Fahrzeug hergestellt. Die Rohkarrosserie wurde aus einigen hundert Kilo Gips geformt. Nachdem dann das nötige Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten vorhanden war, entstand 1970 der allererste LCR Rennwagen, der auf der Zufahrtstrasse zum Elternhaus die ersten Meter gefahren werden konnte. Der Formel Vau mit 1300ccm Motor aus dem VW Käfer konnte allerdings erst 1972 von Louis an Rennen eingesetzt werden, da zuerst noch auf einem Mini-Cooper die nötige Anzahl Rennen gefahren werden musste um die Rennwagenlizenz zu bekommen. Der Rennwagen und der Fahrer erwiesen sich auf Anhieb als konkurrenzfähig, konnten doch schon 2. Plätze an Schweizer Meisterschaftsläufen erreicht werden. Aufgrund dieser guten Leistungen konnte das Fahrzeug Ende der Saison gleich an den ersten LCR Kunden verkauft werden.
LCR P1 Prototyp Version 1, Foto: Louis Christen
Louis Christen in Hockenheim in der definitiven Version
LCR Formel Vau, komplett restauriert
Die Pläne für einen Formel Super Vau Rennwagen mit 1600 ccm Motor waren schon in der Schublade und konnten dann für die Saison 1973 realisiert werden. Zudem wurde mit Franz Giger ein Partner gefunden der ebenfalls schon ein eigenes Formel Vau Fahrzeug gebaut hatte und sich fortan um die Motoren kümmerte. Es entstanden 2 Fahrzeuge, wobei hervorzuheben ist, dass sie bereits ein Aluminium-Monocoque-Chassis hatten, was damals in dieser Motorsportklasse noch die Ausnahme war. Das fahrerische Ziel war Teilnahme an den VW-Goldpokal und Castrol-GTX Rennen, was einer inoffiziellen Europameisterschaft entsprach und, was es besonders interessant machte: die Rennen fanden oft im Vorprogramm der Formel 1 WM statt und waren mit recht grosszügigen Preisgeldern dotiert.
Das Monocoque im Bau Zeltweg Louis Christen in Karlskoga Castrol GTX Lauf auf dem Norisring 1974 mit dem späteren Sieger Louis Christen im LCR in der ersten Reihe vorne links, daneben Bertram Schäfer
Zusätzlich wurde soweit möglich in der Schweizer-Meisterschaft gefahren. Die Resultate waren sehr erfreulich: alle CH Läufe wurden durch Franz oder Louis gewonnen. An den EM Läufen, wo öfters über 50 Teilnehmer waren, gab es einige gute Platzierungen unter den ersten 8, wobei ein 2ter Startplatz durch Franz auf dem Norisring besonders hervorzuheben ist. Insgesamt war die Saison 1973 für Fahrzeug und Fahrer sehr erfolgreich, vor allem wenn man bedenkt dass man gegen Konkurrenz angetreten ist die beim Material und fahrerisch einige Jahre Vorsprung hatte. Die 2 Fahrzeuge konnten Ende Saison gut verkauft werden, wonach für 1974 nochmals neukonstruierte Fahrzeuge gebaut wurden. Louis hatte mittlerweile seine Anstellung aufgegeben und sich entschieden, eine Existenz im Motorsport zu suchen. Die Firma LCR Engineering wurde gegründet. Als Werkstatt diente immer noch die elterliche Garage, wo man mit sehr bescheidenen Einrichtungen auskommen musste. Franz baute die Motoren ebenfalls unter einfachen Bedingungen ohne eigene Werkstatt. Aufgrund der gezeigten Leistungen konnte ein Kunde für ein weiteres Fahrzeug gewonnen werden. Das Reglement für die Formel Vau 1300 Klasse erlaubte ab 1974 ebenfalls die Verwendung von Monocoque Chassis, womit die Erfahrungen die beim Bau der 1600er gemacht wurden bestens eingebracht werden konnten. Der daraufhin gebaute Formel Vau 1300 hatte daher als einer der ersten dieser Klasse ein solches Chassis und wurde dann mehrere Jahre erfolgreich an der Schweizer und Europameisterschaft eingesetzt. Louis und Franz konzentrierten sich wieder auf die Teilnahme an den Goldpokal und GTX Rennen Leider hatte Franz am Nürburgring einen schweren Unfall mit komplizierten Beinbrüchen. Er musste deshalb die Saison als Fahrer abbrechen. Louis konnte fahrerisch nochmals zulegen und gewann am Norisring den letzten GTX Lauf des Jahres, wobei er auch einen neuen Rundenrekord aufstellte. 1975 konnte Franz keine Rennen bestreiten, da die Verletzungen noch nicht genügend ausgeheilt waren. Das Reglement liess nun die Verwendung von Spoilern und Flügeln zu, was natürlich sofort umgesetzt wurde. Da, begreiflicherweise, wenig Erfahrung mit diesen neuen aerodynamischen Hilfsmitteln vorhanden war, wurde fast für jedes Rennen Neues ausprobiert. Ende Saison, in Silverstone schien alles sehr gut zu funktioniereren als Louis, auf dem 2. Platz liegend, einen schweren Unfall hatte, der mit Totalschaden am Fahrzeug und einem Armbruch endete.“
LCR P 3, Variante 2 (Sieg am Norisring 1974)
Louis Christen vor Kennerth Person und Peter Scharmann
Bauzeit/Baujahre
S.u.
Typen und Technik
S.u.
Konstrukteur(e)
Louis Christen
Anzahl der gebauten FV- und Super-Vau-Fahrzeuge
Von LCR Engineering entwickelte und realisierte Projekte und Fahrzeuge (die letzte Zahl gibt die Anzahl der gebauten Fahrzeuge an):
LCR P1 Formel Vau 1300 ccm 1972 1
LCR P2 Formel Super Vau 1600 ccm 1973 2
LCR P3 Formel Super Vau 1600 ccm 1974 2
LCR P4 Formel Vau 1300 ccm 1974 1
LCR P5 Formel Super Vau 1600 ccm 1975 2
LCR P6 Formel Ford 1600 ccm 1975 4
LCR P7 Renngespann 500ccm 1976 2
LCR P8 Renngespann 500ccm 1977 1
LCR P9 Renngespann 500ccm 1978 1
LCR P10 Renngespann 500ccm 1979 2
LCR P11 Renngespann 500ccm 1980 6
LCR P12 Formel Ford 1600ccm 1980-81 7
LCR P14 Formel Super Ford 2000ccm 1981 1
LCR P15 Renngespann 500ccm 1980 6
LCR P16 Renngespann 500ccm 1981 6
LCR P17 Renngespann 500ccm 1982 21
LCR P18 Renngespann 500ccm rechtsausleger 1982 2
LCR P19 Renngespann 500ccm 1983 8
LCR P20 Renngespann 500ccm 1984-88 55
LCR P21 Rennmotorrad 80ccm / Zündapp 1984-85 4
LCR P22 Rennwagen Formel 3 Swica-VW 1985 1
LCR P23 Rennmotorrad 125ccm / MBA 1985-88 16
LCR P24 Electro-Solar-Rennwagen 1986-87 1
LCR P25 Rennmotorrad 80ccm / Krauser 1986-88 30
LCR P26 Motorraddragster BMW F1 Turbo 1986 1
LCR P27 Rennmotorrad 80ccm / Krauser 1987-89 4
LCR P28 Rennmotorrad 125ccm / Rotax / Honda 1989 15
LCR P29 Rennmotorrad 125ccm / Krauser 1989 1
LCR P30 Strassengespann Krauser Domani 1989-2014 129
LCR P31 Renngespann 500ccm 1989 21
LCR P32 Renngespann 500ccm 1990-94 62
LCR P33 Renngespann 500ccm 1995-97 31
LCR P34 Liegefahrrad mit Aluminium Monocoque 1995-99 12
LCR P35 Renngespann 1200ccm 4T 1998-01 44
LCR P36 Strassengespann Krauser K1 Dopo 2002 2
LCR P37 Strassengespann LCR Suzuki 1400 Dopo 2003 1
LCR P36 Renngespann 1000ccm 4T 2002-07 48
LCR P37 Flugmotoreinbau Remos 2003 3
LCR P38 Renngespann F2 600ccm 2007-17 68
LCR P39 Renngespann F1 1000ccm 2009-17 64
LCR P40 Renngespann F1 600ccm 2017 4
Ab 2018 werden die LCR Produkte in England durch die Gebr. Birchall / LCR-UK-Ltd hergestellt.
Firmensitz- und Adresse (historisch, aktuell)
LCR Engineering, Industr. area, Dietrichguet 12, CH - 9424 Rheineck
Quellen, Bücher, Websites
https://de.wikipedia.org/wiki/LCR_Engineering
Thomas Keßler/Frank Michael Orthey/Lothar Panten: Formel Vau und Super Vau. Die Geschichte eines Rennsport-Welterfolgs. View-Verlag, 2. Auflage Bonn 2017
Experten und Ansprechpartner
Louis Christen