Malordy (D)
— Frank Orthey 2022/01/07 14:26
Geschichte
Basisbeitrag von Wolfgang Malordy und Frank Orthey
Im Winter von 1972 auf 1973 wurde der Malordy Formel Vau Zweivergaser designt, geplant und aufgebaut. Eine große Herausforderung für ein kleines Team das Fahrzeug regelkonform vorzubereiten. Auf Anhieb wurde die technische Abnahme beim TÜV bestanden und rechtzeitig konnte man als erstes Privatteam einen Formel Vau 1300 Zweivergaser nach den neuesten Regeln gebaut, für die neue Saison an den Start bringen. Von Beginn an wurden gute vordere Platzierungen, sowie in Folge neun 2te und drei 1ste Plätze in einer Saison erfolgreich eingefahren. Mit dem Malordy MB73 wurde Paul Schild 1975 „Südbayerischer ADAC-Automobil-Bergmeister“ (über alle Klassen ). Der Malordy MB73 wurde 1973 / 74 / 75 auf Rundstrecken, Hockenheim, Zeltweg, Salzburgring, Zolder, Flugplatz Neubiberg und bei 25 Bergrennen eingesetzt.
Interview mit Wolfgang Malordy
„Frage: Herr Malordy, Sie waren bereits recht früh in der Zweivergaser-Szene mit dabei. Zudem waren Sie ja noch ziemlich jung. Wie kam es dazu?
Wolfgang Malordy: Bereits in den späten 1960er-Jahren entwickelte sich bei mir als damals noch Jugendlichem das Interesse am Motorsport im Allgemeinen und an der Technik im Besonderen. Entscheidender Impulsgeber war eine gemeinsame Fahrt mit Mitarbeitern von Schnitzer BMW zum 1000-km-Rennen von Zeltweg im Jahre 1970. So reifte in mir der Plan, selbst tätig zu werden und seinerzeit bot sich nichts Besseres als die ebenfalls noch ganz junge Formel Vau als kostengünstiges Betätigungsfeld an. Die damals in der Formel Vau übliche Badewannenform erschien mir als unansehnlich und gab mir Anlass, die in der Formel 1 entstandene Keilform auch auf die Formel Vau zu übertragen. Das ab 1973 gültige neue Reglement bot sich förmlich hierzu an.
Frage: Sie haben dann den Malordy MB 73 gebaut. Was zeichnete dieses Auto besonders aus?
Wolfgang Malordy: Wir waren das erste Privatteam, das einen Formel Vau 1300, nach dem neuen Reglement für zwei Vergaser gebaut hat und an den Start brachte, jung und unbekümmert und ein Paradebeispiel für „Born-to-be-V-Enthusiasten“. Der Formel Vau MB 73 wurde in direkter Absprache mit Herrn Rosorius, dem späteren Leiter von VW Motorsport entwickelt, der für das Reglement für die Formel Super Vau zuständig war. Unmittelbarer Ansprechpartner bezüglich der Formel Vau 1300 war Herr Theo Hilmer. Zwischen Herrn Hilmer und mir herrschte ein reger Austausch. Die Formel Vau 1300 sollte attraktiver gestaltet werden. Es wurden alle technischen Neuerungen in das Fahrzeug einbezogen. U.a. sollten folgende Eigenschaften unseren Formel Vau auszeichnen: Freie Vorderachse statt der Hörner, Luftkühlung ohne Gebläse, zwei Vergaser, Trockensumpfschmierung, Zahnstangenlenkung, Alu-Felgen, Slicks - und dazu die Möglichkeiten des Anhangs „J“ des Reglements, der erlaubte, was nicht ausdrücklich verboten war. Das umzusetzen hat einen riesigen Spaß gemacht! Einzigartig war auch unser erstmalig in der Formel Vau eingesetzter Heckflügel, was bei der Konkurrenz Argwohn und Neid verursachte bis hin zu einem Protest, weil wir zu schnell waren. Die technische Abnahme unserer Neukonstruktion erfolgte beim TÜV 1973 in München durch einen Herrn Morgenstern. Unser Projekt „Malordy MB 73“ war somit von der Formel Vau und vom TÜV abgesegnet.
Frage: Wie viele Fahrzeuge vom MB 73 wurden gebaut und was waren aus Ihrer Sicht die schönsten Erfolge?
Wolfgang Malordy: Es wurden mehrere Karosserien gefertigt, die eine oder andere befindet sich bei diversen Sammlern bzw. ein Wagen noch immer in meinem Besitz. Es sollten Rennen gewonnen werden. Unsere erfolgreichste Saison mit dem Fahrer Paul Schild, war mit zwei Siegen und neun zweiten Plätzen ganz beachtlich gegen starke Konkurrenz wie z.B. Horst Schübel, der nach Beendigung seiner aktiven (Hobby-) Rennfahrerzeit zu einer ersten Adresse in der Formel 3 wurde. Als große Ehre nach der ersten Saison betrachteten wir auch die Einladung 1973 zur Sepp Greger Racing Show in die Münchner Olympiahalle. Die Aussage von einem Abnahmekommissar bei einem Einladungsrennen 1973 in Zeltweg bei der technischen Abnahme: „So einen auffallend schönen und technisch sauber gearbeiteten Formel Vau habe er bisher noch nicht gesehen, bzw. abgenommen. Und das in Österreich, bis dato das überlegene Land in der Formel Vau, die Nation der legendären Kaimann, Austro V und der vielen namhaften Fahrern mit einer beachtliche Motorsportkarriere.
Frage: Wie und wann endete Ihre Formel-Vau-Konstrukteurs-Karriere?
Wolfgang Malordy: Eigentlich nie, sie lag nur im Verborgenen und aktuell bin ich wieder aktiv in der Restauration meines „Jugendwerks“.
Frage: Sie restaurieren gerade den Malordy MB 73. Wann soll er wieder auf die Strecke?
Wolfgang Malordy: Momentan stecke ich noch mittendrin und beabsichtige ihn so zu vollenden, wie ich ihn mir schon immer vorgestellt habe. Im Sommer 2016 sollte es soweit sein.“
Aus: Thomas Keßler/Frank Michael Orthey/Lothar Panten: Formel Vau und Super Vau. Die Geschichte eines Rennsport-Welterfolgs. View-Verlag, 2. Auflage Bonn 2017 (Auszug S. 288/289)
Bauzeit/Baujahre
Typen und Technik
Malordy MB 73 (1973) Fahrgestell Nr. 0014
Konstrukteur(e)
Wolfgang Malordy
Anzahl der gebauten FV- und Super-Vau-Fahrzeuge
1 sowie mehrere Karosserien
Firmensitz- und Adresse (historisch, aktuell)
Tittmoning
Quellen, Bücher, Websites
Thomas Keßler/Frank Michael Orthey/Lothar Panten: Formel Vau und Super Vau. Die Geschichte eines Rennsport-Welterfolgs. View-Verlag, 2. Auflage Bonn 2017 (Auszug S. 288/289)
Experten und Ansprechpartner
Wolfgang Malordy E-Mail: malordy@freenet.de